Ein Kaffeebecher voller Freude
„Guten Morgen! Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag und einen guten Start in die Woche“, sagt Silvia Kessler, während sie dem Mann einen Kaffeebecher aus Glas voller süßer Überraschungen in die Hand drückt. Der Mann schaut skeptisch auf den Becher, lächelt dann aber, bedankt sich und rennt schnell in die Unterführung zu seinem Bahngleis.
Er ist nicht der einzige, der an diesem frühen Montagmorgen, 8. Mai 2023, über den Parkplatz am ICE-Bahnhof in Montabaur läuft. Die Pendlerinnen und Pendler kommen aus allen Richtungen. Einige haben es eilig, rennen mit einem kleinen Trolli im Schlepptau oder mit einer Tasche unter dem Arm in die Unterführung, die zu den Gleisen führt. Der Himmel ist grau, es regnet und es ist nasskalt. Manche haben einen Regenschirm in der Hand, andere ihre Kapuzen übergezogen. Fünf angehende Pastoralreferentinnen und -referenten aus dem Bistum Limburg schenken den vorbeilaufenden Pendlerinnen und Pendler die gefüllten Kaffeebecher und wünschen ihnen eine gute Woche. Das sorgt für gute Laune an diesem tristen Morgen. „Es ist ein schönes Gefühl, dass uns so viele entgegenstrahlen an so einem regnerischen Tag und ganz überrascht davon sind, dass ihnen einfach so etwas geschenkt wird“, sagt die angehende Pastoralreferentin Silvia Kessler.
Pocketcoffee, Anti-Stressball und Süßigkeiten im Glas
Auf den Bechern, die aus Glas bestehen und mit einer roten Banderole und rotem Deckel auffällig ins Auge springen, klebt ein Sticker auf dem steht: „Schön, dass DU aufgestanden bist!“ Die Aktion gehört zur Ausbildung der zukünftigen Pastoralreferentinnen und -referenten. Für den Kurs Projektmanagement sollte sich die Gruppe eine Aktion überlegen, die Menschen außerhalb der üblichen Orte von Kirche erreicht. „Wir haben uns gedacht, dass die Pendlerinnen und Pendler, die mit dem Zug fahren, selten in den Blick genommen werden. Deshalb wollten wir denjenigen, die nur ein paar Minuten haben und teilweise zum Zug rennen müssen, mit unserer Aktion eine kleine Freude machen“, sagt die angehende Pastoralreferentin Agnieszka Jurczyk. Als Ort dafür habe man den Bahnhof in Montabaur gewählt, weil es in dem Bahnhof keine Angebote wie Cafés oder Bäckereien für die Pendelnden gebe. Deshalb wurden die Kaffeegläser gefüllt mit Pocketcoffee (Espresso umhüllt von Schokolade), Süßigkeiten, einem gelben Anti-Stressball mit einem schwarzen Smiley und einer kleinen Infobroschüre des Bonifatiuswerks, das die Aktion des Pastoralkurses neben dem Ressort Kirchenentwicklung im Bistum Limburg sponsert. „Der Inhalt des Bechers kann die Zeit im Zug versüßen oder trösten, falls ein Zug ausfällt – auch das haben wir heute schon erlebt“, sagt Jurczyk.
„Eine Überraschung am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen“
Die Idee kommt gut an. 400 Becher hat der Kurs vorbereitet, nach einer Stunde ist schon fast die Hälfte weg. Wenn ein Strom an Pendelnden kommt, meistens kurz bevor ein Zug abfährt, greifen sich die Mitglieder des Pastoralkurses so viele Becher wie möglich, um sie zu verteilen.„So eine Überraschung am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen“, sagt eine Pendlerin. „Das ist ein schöner Start in den Morgen, ein tolles Geschenk“, freut sich eine andere Pendlerin. Etwas geschenkt zu bekommen, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten, das überrascht auch einige. Sie bleiben stehen, fragen skeptisch nach, was man dafür erwarte. „Wir erwarten nichts. Das ist ein Geschenk. Wir möchten Ihnen einfach nur eine Freude machen“, antworten die zukünftigen Pastoralreferentinnen und -referenten.